Noch etwas unsicher ob der ungewohnten Location trafen sich am 8. Juni erstmals nach monatelanger Pause die ersten Mutigen zum Schießabend auf dem Balkon der Schützengilde. Ehrfürchtig nahmen sie den ersten Schluck vom frisch gezapften Härke Pils. Weitere vorsichte Schlucke weckten nicht nur die Erinnerung an längst verloren geglaubte Genüsse, sondern zauberten auch ein seliges Lächeln auf die Gesichter der Coronazwangsasketen. Mit dem Wiedererwachen der Erinnerung stieg dann auch die Trinkfrequenz, wohl auch, weil die wackeren Schützen – irrigerweise – von einer Sperrstunde um 23.00 Uhr ausgingen.
Nachdem sich schließlich auch ein paar C-Würste mit dem frisch Gezapften ordnungsgemäß vereinigt hatten, gipfelte der Übermut der Schießwütigen schließlich in der Aufforderung an den ebenfalls anwesenden Bier-Sommelier der ortsansässigen Braumanufaktur, die von diesem propagierte Behauptung, die Dicke des Trinkgefäßes würde sich auf den Geschmack des Bieres auswirken, zu beweisen. Dieser nahm die Herausforderung an und bestellte flugs für jeden Tester Flüssiges aus demselben Fass in drei unterschiedlichen Gläsern. Soweit sich der Chronist an den weiteren Verlauf des Testes erinnert, hängt das unterschiedliche Geschmacksempfinden derselben Flüssigkeit davon ab, wo sie auf die Zunge trifft. Beim dicken Glas ist das weiter hinten, so dass dicke Gläser eher für Events unter dem Motto “schnell-kalt-viel” geeignet sind als dünne Gläser, die dem Trinkenden mehr Sensibilität abverlangen, weil die Flüssigkeit vorn auf der Zunge auftrifft und daher alle dort vorhandenen Sinne anspricht.
Soweit in aller Kürze die Theorie. Letztlich ist aber alles Geschmackssache. Und als der Wirt gegen 22:59 Uhr völlig verständnislos erklärte, dass es keine Sperrstunde gäbe (“Wer sagt denn sowas?”), gingen die Probanden zum zwanglosen Wirkungstrinken über…
Der Chronist