Die 6. in Einbeck: der zweite Versuch

Nachdem der erste Versuch, die Brauerei in Einbeck zu besichtigen, vor gut einem Jahr scheiterte (wir berichteten), sollte es nun tatsächlich am 21. Oktober 2022 nach Einbeck gehen. Und zwar mit dem Bus, einem offensichtlich schon etwas angejahrten und blatt- bzw. halbelliptisch gefederten amerikanischen Schulbus.

Bereits unmittelbar nach Passieren der Peiner Stadtgrenze wurden die Geschmacksknospen der 28 Schützenbrüder nebst Gästen vorsichtig an die zu erwartende fremde Würze gewöhnt. Und nach Zwischenstopps in Gadenstedt und Lengede erreichte die durstige Schar schließlich und wohlbehalten das hübsche Fachwerkstädtchen im Südniedersächsischen.

Organisator der Fahrt und Gastgeber (neudeutsch: Host (nicht Horst!)) Carsten Schild begrüßte die Fuhsestädter nicht nur, sondern führte sie auch flugs „Zum Brauherren“, wo es nach dem Motto „kalt, schnell, viel“ die ersten heimischen Brauerzeugnisse in atemberaubender Geschwindigkeit zu vertilgen galt.

Und dann ging es zum eigentlichen Ziel der Reise: zum Einbecker Brauhaus. Zu Beginn der Führung durch die Brauerei gab es zunächst einen historischen Rückblick zur Entstehung und Verbreitung des Einbecker Bieres während der Zeit der Hanse. Besondere Würdigung fand das Gebräu 1521 in Worms, wo Martin Luther, statt seiner Thesen abzuschwören, mit den Worten „Den besten Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt.“ einen Schluck desselben nahm, im Glauben standhaft blieb und dafür kurz darauf die Reichsacht kassierte. Das Weitere ist Geschichte.

Dass die Bayern die Chinesen Deutschlands seien, wäre ihnen (also den Bayern) sicherlich nicht angemessen. Aber immerhin war es im Freistaat von alters her Tradition, vom Ausland abzugucken oder einzukaufen. Immerhin gründete ein Niedersachse (naja..), nämlich Heinrich der Löwe die spätere Residenzstadt. Und die Kunst des Bierbrauens brachte Elias Pichler, Braumeister in Einbeck, nach Bayern, nachdem die dortigen Braumeister in ihrem Hofbräuhaus nur fades Weißbier fabrizierten. Und so wurde aus dem altdeutschen „Ainpöck“ über die Bajuvarisierung „Oanbock“ schließlich das Bockbier mit der Folge, dass das Einbecker Brauhaus sich mit Fug und Recht als Wiege des Bockbieres bezeichnen darf.

Die interessante Führung durch die Brauerei, vorbei an Sud- und Gärbehältern und der Flaschenabfüllanlage, auf der zufällig gerade Härke Pils abgefüllt wurde, endete schließlich und erwartungsgemäß im Braukeller, wo vier verschiedene Biere denn auch sofort und eingehend einer intensiven sensorischen Untersuchung unterzogen wurden. Das Ergebnis war jedenfalls überzeugend. Dank geht an dieser Stelle an Carsten Volgmann, der spontan den Tischservice übernahm.

Danach führte die Tagesordnung die Besuchenden aus Peine, nicht ohne Einnahme eins Wegebieres im „Flores“, ins „Brodhaus“, wo es zum zünftigen Abendessen eingedeckt war. Zwar stammte die angebotene Schweinshaxe wohl aus der Gattung Cavia, was einem hungrigen Schützenbruder ungläubiges Staunen ins Antlitz zauberte, jedoch wurden im Übrigen alle satt und undurstig, so dass die Rückfahrt bedenkenlos angetreten werden konnte.

Besonders gedankt sei dem Organisator vor Ort Carsten Schild, der souveränen Lenkerin des amerikanischen Bandscheibentesters und dem aufmerksamen Beifahrer Frank Kolpatzik. Wir sind uns einig: gern wieder.

Der Chronist